Das schweizer Taschenmesser des Tontechnikers: der Equalizer (EQ)

Veröffentlicht: 21. Mai 2014 in Mischen
PeterFranz  / pixelio.de

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Wer sich mit den Grundlagen der Tontechnik und des Mischens beschäftigt, stößt unweigerlich auf den Equalizer – die Klangregelung für ein Audio-Signal. Der richtige Einsatz des Equalizers allein kann aber schon zu überraschend guten Ergebnissen führen, daher lohnt es sich, den richtigen Umgang damit zu lernen.

Zuerst mal ein wenig Physik:

Audio-Signale sind Schwingungen, die von Mikrofonen, Tonabnehmern oder anderen Signalgeneratoren in ein elektrisches Signal umgewandelt wurden. Das Signal besteht dabei aus einer Mischung verschiedener Frequenzen. Dabei teilt man grob folgende Bereiche auf:

  • Tiefen. 20Hz bis 250Hz
  • Mitten. 250Hz bis 6,000Hz (6kHz)
  • Höhen. ab 6,000Hz

Audio Signale haben also eine spezifische Verteilung von Frequenz-Anteilen. Mit dem Equalizer können die Frequenz-Anteile eines Signals beeinflusst werden – Frequenzbereiche lassen sich verstärken oder abschwächen.

Es gibt Equalizer in zahlreichen Varianten, erkläre ich zunächst mal die unterschiedlichen Varianten und Ihre Funktionsweise.

Die Equalizer

Die einfachste Variante eines Equalizers besteht in aus 2 oder 3 Reglern, die festgelegte Frequenzbereiche verstärken oder abschwächen können. Die Rede ist dabei von 2- oder 3-Band (von Frequenzband) Equalizern.  Die Regler sind häufig mit low, mid, high beschrieben und beeinflussen Das Signal etwa wie in folgender Grafik:

EQ-3BandDer Regler für die tiefen Frequenzbereiche steuert alle Frequenzen bis zu einer vordefinierten Grenzfrequenz – ein sogenannter „shelf“ Filter (Bezeichnung (1)).

Der Mitten-Regler hebt Frequenzen in einem Bereich an oder senkt sie ab – hier um 2kHz – Informationen zu den beeinflussten Frequenzen finden sich typischerweise im Handbuch des Mischpults.

Der Höhenregler ist meist wieder als „shelf“ Filter ausgelegt und regelt alle Frequenzen oberhalb einer Grenzfrequenz, im Beispiel hier ab 10kHz.

Manchmal findet sich auch noch ein kleiner zusätzlicher Schalter auf dem Pult, der einen Hochpass-Filter (manchmal auch als „low-cut“ bezeichnet) einschalten kann. Dieser zusätzliche Filter erlaubt das unterdrücken tiefer Frequenzen:

EQ_highpass

Mehr Knöpfe – mehr Flexibilität: Parametrische EQs.

neben der Verstärkung oder Absenkung kann man bei parametrischen Equalizern die Frequenz verändern, die beeinflusst werden soll. Häufig bei den mittleren Bändern des EQs finden sich dann Regler, mit denen sich der Berg (oder das Tal) im Frequenzbereich verschieben lässt.ParametricEQ

Um die Frequenzen, die beeinflusst werden sollen noch feiner steuern zu können, gibt es bei parametrischen Equalizern (insbesondere auf digitalen Mischpulten verbreitet) auch noch die Breite des Frequenzbereichs (auch Güte oder Q-Faktor genannt) einzustellen. Nachfolgende Grafik zeigt eine Equalizer Einstellung für (2), die sehr schmal nur Frequenzen  um 2kHz beeinflusst, wo also ein hoher Q-Faktor eingestellt wurde:

HighQfactorEQ QfactorEQ

Mit diesen Parametern lassen sich Frequenzgänge eines Audio-Signals sehr fein anpassen – je nach Möglichkeiten des verwendeten Equalizers.

Grafische Equalizer

(c) bssaudio.com

(c) bssaudio.com

Eine andere Art der Equalizer ist der grafische Equalizer. Er verfügt über viele schmalbandige Filter, die einzelne Frequenzbereiche verstärken oder absenken können. Häufig ist er als 31-Band EQ ausgeführt, der Frequenzregelung im 1/3 Oktaven Abstand erlaubt. Die Frequenz-Manipulation ist über die Regler-Stellung quasi grafisch ablesbar, daher auch als grafischer Equalizer bezeichnet.

Häufig werden Grafische Equalizer im Ausgangsweg des Signals vom Mischpult zur PA eingesetzt, um die Musikwiedergabe an den Raum anzupassen. Er erlaubt feingliedrige Einstellung vieler Frequenzen einzeln, während der parametrische Equalizer häufig bis zu 4 Frequenzbereiche bearbeiten kann.

 Verwendung

Mit dem Equalizer lässt sich also der Frequenzgang eines Signals beeinflussen. Wie stelle ich das nun am besten an?

Beim Einsatz des Equalizers gibt es ein paar Empfehlungen:

  1. Entferne als erstes störende Frequenzen.
    Das machst Du möglichst schmalbandig, da störende Einflüsse häufig eng begrenzt sind. Um z.B. ein Netz-Brummen bei 50 Hz zu entfernen, reicht es aus, den Bereich sehr schmal abzusenken, um nicht unnötig weitere nützliche Anteile des Signals zu entfernen und den Klang unnötig zu verändern.
  2. Verstärke Bereiche, die den Klang verbessern.
    Anhebung von Frequenzbereichen geschehen typischerweise eher breitbandig, um einen natürlichen Klang zu behalten.
  3. Entferne Bass-Frequenzen durch einen Hochpass-Filter bei Kanälen, die diese nicht von Natur her erzeugen – also abgesehen von der Base Drum des Schlagzeugs und einem Bass kann häufig bei den anderen Kanälen ggf. der Bereich bis 100Hz problemlos abgeschnitten werden.

Wie finde ich aber nun die Frequenz, die ich anheben oder absenken soll?

Bei parametrischen Equalizern lässt sich die Frequenz, die verändert werden soll am einfachsten mit folgenden Schritten finden:

  1. Höre Dir das Signal an, das Du verändern möchtest (es muss also jemand spielen/singen, während der Änderung).
  2. Stelle den Frequenzbereich ein, in dem Du das Problem vermutest. Verstärke nun diesen Frequenz-Bereich deutlich ( z.B. um 10dB).
  3. Ändere die eingestellte Frequenz nun langsam nach unten oder oben. So bald sich der störende Effekt deutlich verstärkt, hast Du die richtige Frequenz gefunden.
  4. Nun kannst Du den eingestellten Frequenz-Bereich absenken, so weit benötigt.

Mit dem gleichen Vorgehen kannst Du auch Bereiche Suchen, Die Du gern verstärken möchtest. Übertreibe zunächst einmal mit der Verstärkung, um den Bereich zu finden. Dann nimm die Verstärkung auf das gewünschte Maß zurück.

Einfluss des Equalizers auf den Pegel

Wie oben im Text erwähnt, ändert sich mit dem Einstellungen des Equalizers auch die Lautstärke – der Pegel – des Signals. Senkt Ihr viele Frequenzbereiche deutlich ab oder hebt sie stark an, kann es sinnvoll sein, den Gain Level des Kanals noch einmal nach zu justieren, um ihn mit dem Fader gut regeln zu können (aber achtet bitte darauf, dass sich diese Änderung auch auf Monitor-Wege und Effekt-Sends auswirkt).

Kurz zusammengefasst:

Für den Einsatz des Equalizers gilt das gleiche, wie für viele andere Dinge auch: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber üben hilft! Probiert so viel wie möglich aus und sammelt Erfahrung im Umgang damit – es ist eine wichtige Grundlage für Euren Mix.

1. Erst absenken, dann verstärken.
2. Absenken schmalbandig, anheben eher breitbandig.
3. Nutzt den „low-cut“ bzw. den High-Pass Filter, um störende Tiefen zu entfernen.

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